Seitenstetten A-3353, Niederösterreich
Die Gemeinde liegt im Mostviertel und besitzt ein barockisiertes Benediktinerstift.
Erstmals urkundlich erwähnt wurde Seitenstetten 1109. Das im Jahr 1112 gegründete Stift wird im Volksmund "Der Vierkanter Gottes" genannt. Von 1718 bis 1747 entstand der Kloster in der heutigen Form durch die Barockbaumeister Josef Munggenast und Gotthard Haybberger.
Bezug zu Anton Bruckner: Sehr früh hatte Anton Bruckner persönliche Kontakte zum Stiftorganisten von Seitenstettten Joseph Anton Pfeiffer.
Dieser stellte ihm am 1. Juli 1848 ein hervorragendes Zeugnis über sein Orgelspiel aus: „Vorzeiger dieses, Herr Anton Bruckner, ein ächtes musikalisches Genie ... hat seine ... Kenntnisse im theoretisch-praktischen Orgelspiel dargestellt und mich so eingenommen, daß ich vollkommen überzeugt zu sein wähne, dieser junge Mann dürfe bei seinem rastlosen Eifer und gehöriger Ausdauer es nach wenigen Jahren in dieser Kunst zu noch größerer Vollkommenheit, vielleicht auch bis zu einem Grade von Virtuosität bringen...“
P. Otto Fehringer, ein Benediktiner aus Seitenstetten begleitete Bruckner 1871 zum großen Orgelwettbewerb nach London.
Bruckner besuchte des öfteren Seitenstetten unter anderem den pensionierten Ober- und Klavierlehrer Dominik Dunkl, dem er seine Symphonien am Klavier vorspielte.
Lit.: Göll. A. 2/1, S. 60, 97 f., 238. - Renate Grasbergher/Erich W. Partsch, „Bruckner skizziert“. Wien 1991, S. 37 (Anekdote Nr. 45). - Erwin Horn, „Dominik Dunkl – ein Brucknerfreund aus Seitenstetten“, in: IBG-Mitteilungen 46, Juni 1996. “Bruckner-Stätten in Österreich“ von Renate Grasberger, Wien 2001 (Herausg. Anton Bruckner Institut Linz).
|
|
 Bild oben: Flugaufnahme der Gemeinde Seitenstetten mit dem Stift.
Bild unten: Notizen auf der Rückseite des Fotos (in Kurzschrift, Verfasser unbekannt):
„Pfeiffer, Organist und Direktor der Hauptschule in Seitenstetten. wurde über 82 J. alt, konnte gut Latein.
Am Dreifaltigkeitssonntag sind immer P. Leopold und Pfeiffer auf den Sonntagberg gegangen. Am Schluß der Messe fing Pfeiffer zu spielen an nach seiner Weise. P. Leopold […] kam jedes Mal ins Weinen. (Zeuge P. Otto). Pfeiffer ist Organist unter Udiscalc Walter und Leop. Puschl. Von Pfeiffer stammen die Melodien der meisten Lieder im Studentenliederbuch. Er ist überhaupt ein fruchtbarer Komponist. Noch unter P. Marian Wenger wurde zum Benediktusfest eine Messe von ihm aufgeführt. Ein Preis […] wurde ihm zurückgeschickt mit der Bemerkung: reiche Einfälle, […]
Er ist sehr klein; er galt als einer der 1. Organisten Deutschlands. 16. August 1860. Die Griesmann-Orgel in St. Florian ist nicht fertig geworden. Griesmann wurde beleidigt und ging. Ein Laienbruder sagte, er werde sie fertigmachen; [und starb infolge eines …] ein Brauer hat sie dann wirklich fertig gemacht. Zum Druck der Tasten ist aber das Gewicht von J. Pfeiffer [erforderlich]; Pfeiffer aber saß oben, die Festtags[freude] hat man ihm angesehen.“
Die in eckigen Klammern gesetzten Worte sind nicht gut zu lesen und daher fragwürdig.
(beide Fotos: Stift Seitenstetten)
|  Bild oben: Blick auf das Stift Seitenstetten.
Bild unten: Ein Foto des Organisten Joseph Anton Pfeiffer.
(Fotos: Stift Seitenstetten
www.stift-seitenstetten.at).
|
|
|