Seinen ersten Dienst als Schulgehilfe versah Bruckner in Windhaag bei Freistadt. Wie es zur damaligen Zeit so üblich war, musste Bruckner neben dem Schuldienst auch Kirchendienste versehen und alle möglichen harten Arbeiten in der Landwirtschaft verrichten. Der Schulmeister, bei dem er untergebracht war, hatte ihm gegenüber wegen seiner vorwiegend musikalischen Interessen große Vorbehalte. Eine weitere Unannehmlichkeit war sein mageres Lehrergehalt. Zusätzliches Einkommen konnte er sich durch das Aufgeigen bei Festen, Hochzeiten und Tanzveranstaltungen verschaffen. Aber Bruckner blieben in Windhaag die angenehmen Seiten des Lebens nicht verwehrt. Er fand dort auch gute Freunde wie z.B. die Weberfamilie Sücka, die ihn stets willkommen hieß (Bruckner-Anekdote: Eine unverhoffte Ohrfeige).
Bilder von links: Die alte Schule in Windhaag b. Freistadt war Bruckners erste Dienststelle als Schulgehilfe. Eine Gedenktafel am Gebäude (beide Fotos: Marktgemeindeamt Windhaag bei Freistadt).
Aufgrund der Demütigungen durch den Schulmeister ließ er sich nach Kronstorf versetzen, wo es ihm weitaus besser erging als in Windhaag. Endlich gab es für ihn auch genügend Geld, um die Mutter und die Geschwister zu unterstützen, und beim Musizieren legte man ihm gar nichts mehr in den Weg. Von Kronstorf aus fuhr er öfters nach Steyr, um dort in der gotischen Stadtpfarrkirche seiner großen Leidenschaft, dem Orgelspielen, zu frönen. Nun galt seine große Liebe den Messen, Klaviersonaten und Liedern von Schubert, dem er sich musikalisch sehr nahe fühlte (Bruckner-Anekdote: Genie ist potenzierte Arbeitskraft).
Nach der Lehramtsprüfung bekam Bruckner im Jahre 1845 in St. Florian eine Anstellung als Trivialschullehrer und Musiklehrer der Sängerknaben, später dann auch als provisorischer Stiftsorganist (Bruckner-Anekdote: Stiftsorganist in St. Florian). Das Stift St. Florian ermöglichte ihm zu wenig berufliches Vorwärtskommen und so begann er von dort aus im Jahre 1850 durch die Bekanntschaft mit dem Hofkapellmeister Ignaz Assmayr (Aßmayr?) die ersten Kontakte mit Wien zu knüpfen, weil die Lebensbedingungen in der "provinziellen" Enge in ihm ein Gefühl der Bedrückung hervorriefen, wie aus einem seiner Briefe an Assmayr hervorgeht: "Unser Stift behandelt Musik und folglich auch Musiker ganz gleichgültig... Ich kann hier nie heiter sein und darf nichts von Plänen merken lassen." Aber von Aßmayr kam nicht die auf den Brief erhoffte Reaktion. Mit einer Stelle in Wien wurde es noch nichts. Bruckner fiel in Selbstzweifel, die ihn für kurze Zeit sogar an das Ende der musikalischen Laufbahn denken ließen (Bruckner-Anekdote: Bewerbung um den Domorganistenposten in Olmütz).
Vorerst gelang es ihm aber, in Linz, wohin er auch übersiedelte, beruflich Fuß zu fassen. Nach einem Orgelwettspiel im Dom ernannte man ihn 1855 zum provisorischen und ein Jahr später zum definitiven Dom- und Stadtpfarrorganisten von Linz (Bruckner-Anekdote: Als Domorganist in Linz). Bruckner gehörte ab 1856 dem Linzer Männergesangsverein "Liedertafel Frohsinn" als Mitglied an und wurde 1860 zu dessen Chormeister gekürt (Bruckner-Anekdote: Das erste Brucknerfest). Während der Linzer Zeit stellten sich Bischof Rudigier (Bruckner-Anekdote: Seelenarzt) und der kunstbegeisterte Beamte Moritz von Mayfeld, der ihn zum Komponieren von Symphonien aufmunterte, als seine größten Gönner heraus.
Bei der Suche nach einem neuen Wirkungskreis bat Bruckner bedeutende Persönlichkeiten der damaligen Wiener Musikwelt um Unterstützung. Unter anderem erwies sich ihm der Komponist Rudolf Weinwurm dabei als sehr wohlwollend. Nach der Abschlussprüfung vor der Prüfungskommission des Konservatoriums der Gesellschaft der Musikfreunde im Jahre 1861 leistete ihm vor allem der Hofkapellmeister Johann Ritter von Herbeck große Hilfestellung auf seinem weiteren Lebensweg. Bruckners Ansuchen um die Einrichtung einer Lehrkanzel für musikalische Komposition an der Universität Wien lehnte man mit der Begründung ab, dass die Kompositionslehre nicht Aufgabe der Universität, sondern des Konservatoriums sei. Im Jahre 1868 wurde ihm aber in der Nachfolge Simon Sechters die Professor für Harmonielehre, Kontrapunkt und Orgelspiel am Konservatorium der Gesellschaft für Musikfreunde in Wien angeboten. Zunächst zögerte Bruckner aus finanziellen Gründen ein wenig, das Angebot anzunehmen. Er fühlte sich zwischen Linz und Wien hin- und hergerissen. Erst als das finanzielle Problem gelöst und ihm die Reservierung der Domorganistenstelle in Linz für einige Jahre zugesichert war, fasste er den Entschluss, nach Wien zu übersiedeln und die Professur am Konservatorium anzutreten (Bruckner-Anekdote: Hinausstehen).
Neben seinen Dienstverpflichtungen am Konservatorium war Bruckner von 1870 bis 1874 als Klavier- und Orgellehrer an der Lehrerinnenbildungsanstalt St. Anna beschäftigt. Die Kündigung wegen ungebührlichen Verhaltens den Mädchen gegenüber wurde von der Presse im In- und Ausland zum Skandal aufgebauscht.
Nach jahrelangem Dienst als Expektant, d.h. als unbezahlter Hoforganist, erhielt er 1878 eine fixe Stelle als kaiserlicher Hoforganist an der Wiener Hofkapelle, wo er bis 1892 im Dienst der Kirche stand. Sein umfangreiches Repertoire umfasste Messen von Haydn, Schubert, Mozart und anderen Kirchenmusikern (Bruckner-Anekdote: Schuberts Schädel). Einen weiteren großen Schritt in seiner beruflichen Laufbahn setzte Bruckner 1875 mit dem Lektorat für Musiktheorie an der Universität Wien. Somit hatte sich für Bruckner ein Traum erfüllt, der zugleich mit einem beachtlichen sozialen Aufstieg verbunden war. Wenn Bruckner so manches berufliche Ziel nicht erreichte, waren seine Leistungen doch vom Erfolg gekrönt (Bruckner-Anekdote: Johannn Strauß). Die höchste Anerkennung fand Bruckners musikalisches Schaffen durch die Verleihung des Ehrendoktorats an der Universität Wien im Jahre 1891. Auch Bruckners Konzerte, vor allem diejenigen, die er im Ausland,1869 in Paris und Nancy, 1871 in London, gab, ernteten jedes Mal stürmischen Beifall. Am 14. Oktober 1896 starb Anton Bruckner im Alter von zweiundsiebzig Jahren in Wien und wurde in der Stiftskirche in St. Florian beigesetzt.
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