Eine unverhoffte Ohrfeige

Welch bescheidene Rolle ein Schulgehilfe im Vormärz spielte, das zeigt folgende Begebenheit. Beim "Angschirren" (Ankleiden) des Herrn Pfarrers passierte dem zerstreuten Bruckner in Windhaag das Mißgeschick, das Meßgewand verkehrt überzulegen, so daß der längere Teil nach vorne kam. Der Pfarrer bemerkte das Versehenerst, als er auf dem Wege zum Altar über sein sonderbares Meßkleid stolperte, sich beim Ersteigen der Altarstufen auf den Saum trat und dabei um e9n Haar mitsamt dem Allerheiligsten niedergefallen wäre. Während der Messe stieg ihm dann das steife, viel zu lange Tuch beständig bis zum Hals hinauf. So war er bei der Rückkehr in die Sakristei keineswegs rosiger Stimmung und versetzte dem ahnungslos dort wartenden Schulgehilfen noch vor dem "Ausgschirren" eine schallende Ohrfeige. Bruckner erschrak tödlich, da er sich die Ursache dieser Züchtigung zunächst gar nicht erklären konnte.


Quelle: Hans Commenda: Geschichten um Anton Bruckner", Verlag H.Muck