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Abschrift der Handschrift
Anton Bruckners aus dem Jahr 1876

 
 
 

Quelle:
Landeskorrespondenz Medieninfo.



Brucknerhandschrift

Anton Bruckner, Hoforganist, Professor am Konservatorium, Lektor an der Universität, geb. 1824 Ansfelden in Oberösterreich; bis 1855 Lehrer und dann auch Stiftsorganist zu St. Florian; bis 1868 Domorganist in Linz von wo ich durch Herbeck nach Wien den Antrag erhielt. Meine kontrapunktische Studien absolvierte ich bei Sechta in Wien und stand unter dessen Leitung von 1855 bis 1861. In der Komposition hatte ich einen Meister aus Leipzig Kitzler bis 1863. 1869 ward ich nach Nancy berufen zu Orgelkonzerten und ging von dort nach Paris, wo ich auch zweimal spielte. Zuletzt in Nottredam über ein gegebenes Thema vor sehr vielen Künstlern und Aubergonot Ambros Tomas, Professor des Konservatoriums. Sämtliche Künstler und Kritiker zeichneten mich im höchsten Grade aus. Die selben Auszeichnungen erhielt ich 1871 in London, wo ich 6 Mal in der Allberthall, 5 Mal im Kristallpalast auf der Orgel konzertierte. Das sonst kalte Publikum applaudierte namentlich meinen Improvisationen so heftig, dass ich bis weilen zweimal nach dem Schluss noch improvisieren musste. The Morning Advertiser vom 1. September 1871 ebenso Morning Post, Daily News, The Court, sprechen das höchste Lob. Richard Wagner lernte ich 1865 in München bei der Aufführung von Tristan kennen. Damals sprach Bülow über meine C-Moll-Symphone Nr. 1 über Originalität und Kühnheit einerseits, über die hübschen Gedanken – wie er sie nannte – andererseits sein Interesse und Erstaunen aus und zwar auch zu Wagner, der mich dann zu sich lud. Ich war dann der erste der als Chormeister der Linzer Liedertafel 1868 im April den Schlusschor aus dem Meistersängern aufführte. 1873 ging ich mit meiner Symphonie Nr. 3 D-Moll nach Bayreuth. Meister Wagner ließ sich erbitten und durchblätterte langsam die Partitur. Da er großes Interesse zeigte bat ich selbe dedizieren zu dürfen. Doch erst Abends nachdem der große Meister das Werk vollständig durchgesehen hatte, empfing mich Wagner mit einer Umarmung und sprach so schmeichelhafte Anerkennung aus, die ich dermalen wohl nie sagen kann. Zugleich bemerkte der Meister mit der Delegation habe es seine Richtigkeit und ich bereite ihm damit das größte Vergnügen. Seither habe ich auch schriftlich diese großartige Anerkennung und die Einladung zu den Festspielen erhalten. Wagner spricht von dieser Symphonie wo er mich sieht; so in Bayreuth vor einem großen Publikum im Zwischenakte des Siegfried; am Wiener Bahnhof (Westbahn) und dergleichen.

Nachtrag (von dieser Wagnersymphonie mangeln noch die Einzelstimmen)

In Wien bin ich ebenfalls immer bei Wagner geladen, soupiere bei ihm und die Frau Gräfin Dornhof sagte mir wiederholt, dass der Meister die schmeichelhaftesten Urteile oft über mein Wirken sprach. Vor zwei Jahren sprach der Meister bei seiner Ankunft am Westbahnhofe vor einem großen Publikum: "Ich habe die Symphonie Nr.3 neuerdings durchgesehen, sehr brav, sehr brav, aufführen, aufführen, dass muss aufgeführt werden!"

Privatnotiz: Und so lebe ich seit 1868 in Wien lebhaft bedauernd je hierher übersiedelt zu sein, da mir Unterstützung, Anerkennung und Existenzmittel mangeln. Wegen meiner Tätigkeit an der Universität als unentgeltlicher Lektor für Harmonielehre und Kontrapunkt ist Dr. Hanslick ein böser Gegner geworden. Diese Gegenstände sind seit Dezember vorigen Jahres durch mich erst dort hingekommen. Hanslick war immer entgegen. Auch als Hoforganist habe ich noch keine Besoldung. Nota bene als Lehrer hat ich anfangs jährlich 10 Gulden.

Wien, 1. Oktober 1876 Anton Bruckner


 

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links: Handschrift mit Bruckners Unterschrift. Mitte und rechts: Seiten des Dokuments. Bildquelle: Dr. Elisabeth Schiffkorn


Das Land Oberösterreich erhält wertvolle
Handschrift Anton Bruckners

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