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Eine Historie vom Chore der Pfarrkirche
St. Laurentius zu Langenlois

 
 
Luftaufnahme Langenlois  


Bild links:
Luftbild v. Langenlois
Bild darunter: Die
Orgel in der Langenloiser Kirche.
Fotos: Stadtamt Langenlois

Kirche in Langenlois

Die Pfarrkirche von Langenlois


Orgelpfeifen

Orgelpfeifen der Langenloiser Orgel.
Fotos: Stadtamt Langenlois

von Dr. Ernst Zehetgruber.

 


Aus der "Zur Geschichte von Langenlois.
Festschrift zur Erinnerung an die Erhebung des lf. Marktes Langenlois
zur Stadt am 25 Februar 1925".

 

Orgel Langenlois


Ein recht schöner, warmer Frühsommertag war es, als man den 21. Juni 1874 schrieb. Aus den Weingärten zog sich, wie immer um diese Zeit, der feine Geruch der letzten blühenden Gescheine in den Ort und die Herren und Hauer freuten sich darüber, denn das gab Hoffnung auf ein gutes Jahr.
Aber auch sonst war die Stimmung im Orte eine besondere, eine erwartungsvolle. Heute gabs was Neues, daß wir es gleich sagen, in der Pfarrkirche sollte die neue Orgel eingeweiht und von den besten Orgelspielern aus Wien ausprobiert werden.

Schon im Jahre 1872 hatte die alte Orgel den Dienst nur sehr schwer versehen und findet sich hierüber im Gedenkbuche der Pfarre auf Bl. 33 aus 1872 von der Hand des Pfarrers Anton Pichlmair folgende Aufzeichnung: "In diesem Jahre wurde auch zum Bau einer neuen Orgel vom bischöflichen Ordinariat die Erlaubnis gegeben, welche vom Orgelbauer Karl Mauracher in Salzburg, der heuer in Tulln eine neue vielbelobte Orgel aufstellte und auch für Krems eine neue baut, gemacht und binnen drei Jahren vollendet werden soll."
Und so war nach zwei Jahren des Baues der Orgel der Festtag an dem sie zum ersten Male ihre vielen Stimmen zum Preise des Weltenschöpfers erschallen lassen sollte, gekommen. Alles, was gehen konnte strömte in die Pfarrkirche. Selbstverständlich war die Gemeindevertretung mit Bürgermeister Fürnkranz an der Spitze beim Hochamte erschienen. Der Chor war vollbesetzt mit den bewährten Musikern und Sängern: Bartolomäus Wallner, Schuldirektor an der Schule im unteren Markt, sein Sohn Karl Wallner, Franz Harrer, der noch unter uns lebende Josef Koberger und Mühlbauer - alle diese waren Lehrpersonen - der Wundarzt Zellinger, der Kirchenvater und ehemalige Lehrer Amon, der Steueramtskontrollor Franz Ernst, ein Schwager des Karl Wallner, der Greisler und Schuster Klamminger, die beiden Töchter Anna und Katharina des Schuldirektors Bartolomäus Wallner, die Schlossermeisterstochter Anna Pabst und die Ledererstochter Elisabeth Kranzer waren die Hauptstützen der heimischen Kirchenmusik. Am Orgelsitz nahm Platz der Professor am Konservatorium in Wien Franz Krenn und nun erklang das neue Werk unter den geübten Händen des fremden Spielers in vollen, frischen Tönen und die Loiser horchten und lobten die neue Orgel, Spiel und Spieler, alles nach seiner Gebühr, weil es so schön und prächtig ging.

Aber nachmittag war ein richtiges Orgelkonzert angesagt und dazu sollte ein ganz großer Musikus erscheinen. Den Namen von ihm wußten wenige, gekannt haben ihn höchstens zwei oder drei. Richtig drängte sich beim Segen ein ältliches, ganz verhunzeltes Männlein über die Wendelstiege zum Chor hinaus. Fragte gleich den Orgelbauer Mauracher, der bei seinem Werke stand, ob denn die Pedale nicht ausspringen würden, was Mauracher lächelnd verneinte. Das Männlein setzte sich auf die Orgelbank und nun ging ein Spiel los, daß die Loiser nie in ihrem Leben gehört und gesehen hatten. Kaum waren die ersten Sätze hervorgerauscht, da flogen schon einige Pedale weg. Meister Mauracher behob aber gleich den Schaden.
Immer wuchtiger stürmte jetzt eine Fuge nach der andern ins Kirchengewölbe hinein, immer mächtiger, immer prächtiger stellte sich ein Tonbild neben das andere, das verhuzelte Männlein droben auf der Orgelbank schien wie verwandelt, der Tasten, der Pedale, der Register wurden zu wenig, die Herumstehenden und die unten Kopf an Kopf das Kirchenschiff füllenden Zuhörer horchten und staunten. Horchten und staunten andächtig und begeistert eineinhalb Stunden lang, ohne daß einer von seinem Platze gewichen wäre. Denn der fremde Spieler da oben auf der Orgelbank, das kleine Männlein war der ganz große Meister im Reiche der Töne - Anton Bruckner.
Und als lange schon die letzten Akkorde in zusammengefaßter Erhabenheit und Herrlichkeit als Abschiedsgruß des Meisters verklungen waren, als dieser Kirche und Ort verlassen hatte und wieder nach Wien zurückgekehrt war, als der Festtag vorüber und das Leben in seinen alten Gang verfallen war, da erinnerten sich die Bewohner von Lois noch immer im Gefühle der einstigen, hohen Festesfreude an jene Stunden, die Meister Bruckner zu wahrer Weihe Gottes und göttlicher Kunst verwandelt hatte. –

Der emsige Chronist unserer Pfarre hat dieses Ereignis genau vermerkt und finden wir es im selben Gedenkbuche auf Bl. 37 aus dem Jahre 1874, wo zu lesen ist:
"Der Orgelbauer Johann Karl Mauracher in Salzburg war wider Erwarten schnell und war schon heuer im Frühjahr mit der Orgel fertig. Bald nach Ostern fing er zum Aufstellen an und wurde damit nach Fronleichnam fertig. Am 21. Juni wurde sie von den 2 berühmten Organisten aus Wien, Herrn Anton Bruckner und Herrn Franz Krenn, beide Professoren am Konservatorium, geprüft und durchaus gut befunden, für die Bälge mußte in die Seitenhalle durchgebrochen werden. Die Orgel kostete mit Einschluß des Transportes 4382 fl. und das Zinn der alten Orgel mit Zustimmung des Konsistoriums als Aufgabe (im Werte ca. 50 fl). Zu bedauern ist nur, daß die Orgel das Licht des Chorfensters stark verdunkelte."
(Die alte Orgel war nämlich zweiteilig und ließ das Chorfenster ganz frei, sodaß der westliche, rückwärtige Teil der Kirche und der ganze Chor hell waren.)

So sind nun schon 51 Jahre seither durch das Land gezogen, von den Lloisern, die damals an den Feste teilgenommen hatten, wohl die meisten schon zur ewigen Ruhe gegangen.
Anton Bruckner selbst hat unter der großen Orgel im oberösterreichischen Kloster St. Florian bei Linz sein letztes Heim gefunden, da war es Zeit, ein wenig das Gedenken an jenes Geschehnis wachzurufen, auf daß es nicht ganz aus der Erinnerung schwinde und in Vergessenheit gerate. Und wenn auch der bescheidene Chor in unserer schlichten Pfarrkirche von St. Laurentius vom Ansehen noch nichts aufweist, was dem Einheimischen oder dem fremden bemerkenswert erschiene, so ist doch diese Erinnerung an Meister Bruckner, der hier einst so herrlich seinem ewigen Gotte musizierte, ein gleichsam unsichtbarer Schmuck, der auch noch dauern wird, wenn auch wir Enkel bei unseren Vorfahren ausruhen und wenn schon junge Geschlechter in unserem lieben Heimatsorte leben und wirken werden.

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Im Jahre 1872 wurde beim Orgelbauer Karl Mauracher eine neue Orgel für die Pfarrkirche von Langenlois in Auftrag gegeben. Bereits 2 Jahre später, am 21. Juni 1874, wurde sie von den 2 berühmten Organisten aus Wien, Herrn Anton Bruckner und Herrn Franz Krenn, beide Professoren am Konservatorium, geprüft und durchaus gut befunden.
Zum ersten Konzert, im Rahmen der Orgel-Einweihung, spielte Anton Bruckner höchstpersönlich auf der neuen Orgel.

www.langenlois.at