Am 12. September 1888 wurden Franz Schuberts sterbliche Überreste auf dem Währinger Friedhof zu Wien geborgen, um in das Ehrengrab auf dem neuen Zentralfriedhof überführt zu werden. Bei diesem Anlasse ward in Anwesenheit einer kleinen Gemeinde von Verehrern auch der Schädel des Liederfürsten wissenschaftlich vermessen, im Lichtbild aufgenommen und dann in den neuen Sarg gelegt.
Bruckner war zeitlebens ein glühender Schubertianer und daher auch Zeuge dieser Stunde. In seiner umständlichen schüchternen Weise bat der Herr "Professor" schließlich um die hohe Vergünstigung, den Totenschädel selbst in die Hand nehmen zu dürfen. Zärtlich und lange ließ er die Hand auf ihn ruhen und blieb fortan stolz darauf, als letzter Sterblicher die Gebeine des unsterblichen Schuber berührt zu haben.
Bei der Überführung Beethovens handelte Bruckner ganz ähnlich. In inniger Liebe presste er lange und leidenschaftlich den Schädel des großen Symphonikers an sich.
Quelle: Hans Commenda: Geschichten um Anton Bruckner", Verlag H.Muck
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