Da er zeitlebens an "Hitzen" litt, war Bruckner das Baden im Freien stets ein dringendes Bedürfnis. Infolge seiner Leibesfülle schwamm er sehr leicht, sprang auch gern vom "Trampalin" (Sprungbrett) in die kühle Flut, wobei er sich ängstlich die Nasenlöcher zuhielt. Geschickt tauchend, blieb er dann lange unter Wasser, worüber die zusehende Jugend sich baß verwunderte. Ein andermal setzte er sich rittlings mit den Buben auf einen schwimmenden Baumstamm. Wenn die Lauser dann heimlich den Bloch zu drehen begannen, drohte er: "Warts, ös Schlankeln!" Da lag er auch schon prustend im Wasser.
Das nächste Mal hielt dafür wieder er die Jugend zum besten. So bestieg er zu Vöcklabruck im sechzigsten Lebensjahr stehend! einst das Sprungbrett und forderte die anwesenden Jungen auf, laut zu zählen, bis er wieder auftauchen werde. Mit lautem Klatsch platschte er dann ins Wasser der Ager, verschwand und blieb verschwunden. Die Buben zählten laut bis dreißig, bis vierzig, bis fünfzig! Bruckner war noch immer nicht an der Oberfläche erschienen. Der Schlaue war in dem trüben Wasser heimlich unter die Stiege geschwommen, auf welcher die zählende Jugend saß, darunter unbemerkt aufgetaucht und freute sich der gelungenen Lift. Schließlich schwamm er von dort abermals unter Wasser ungesehen in die Mitte des Beckens und kam erst bei der Zahl sechzig (!) zum Vorschein. Ein allgemeines staunend-ehrfürchtiges: "Hau!" der Jugend belohnte diese Leistung. Drei- bis viermal wiederholte sich dieses Schauspiel stets mit demselben Erfolg. Dann äußerte Bruckner scheinheilig: "Es is freili(ch) a wenig stark, das lange Tauchen, aber i will in Buabn die Freud net verderbn!" Dem verblüfften Schwimmeister aber stellte er sich schließlich mit den Worten vor: "Wissen S, wer i bin? In Kaiser sein Organist und der Frau Gärtner Hueber ihr Bruader!"
Quelle: Hans Commenda: Geschichten um Anton Bruckner", Verlag H.Muck
|