Der Sängerknabe Krenn erzählt

Der ehemalige Sängerknabe Krenn Georg des Stiftes Wilhering bei Linz erzählt:
"Im Jahre 1881 verbrachte Bruckner einen Teil der Sommerferien im Stifte Wilhering. ich war dort Sängerknabe und beauftragt, dem Meister beim Orgelspiel nach seiner Anweisung die Register zu ziehen. Einmal nach dem Orgel sagte Bruckner zu mir: ,Du, i hab di schon singa ghört. Singst ganz schön, mußt mir amal was vorsinga. I wir auf dar Orgel dazua spieln!‘ Er gab mir gleichzeitig die Sopranstimme zu einem Ave-Maria, das ich, von seiner Meisterhand begleitet, tapfer zu Ende sang. Der Meister war so mit mir zufrieden, daß er sich über mich beugte und mich auf die Stirn küßte. Am nächsten Tag nahm er mich in Präntners Gastgarten mit auf einen Kaffee und sagte: ,Weilst so schön gsungen hast, kriegst a an Gugelhupf dazua!‘ Wenn ich ihm das Mittagessen ins Zimmer brachte, schob Bruckner mir von da ab die Kompotte zu und gab mir täglich für meine dienste ein Vierkreuzerstück."

Quelle: Hans Commenda: Geschichten um Anton Bruckner", Verlag H.Muck